Patientebeurteilung Ablauf

Patient:innenbeurteilung

Liegt eine Person regungslos auf dem Boden oder erlitt soeben einen Unfall, müssen wir ihren Zustand ermitteln. Dazu stellen wir uns diese beiden Schlüsselfragen:

  1. 💬 Ist die betroffene Person ansprechbar?

  2. 💨 Atmet die betroffene Person normal?

Die Antwort auf diese beiden Fragen zeigen uns auf, welche Erste Hilfe Massnahmen in der aktuellen Situation die richtigen sind.

Beurteilung des Zustandes eines Kindes

Bei Kleinkindern bietet das pädiatrisches Beurteilungsdreieck nebst den beiden Schlüsselfragen zusätzlich Hilfe bei einer ersten Lageeinschätzung des Kindes. Es ermöglicht uns, die Atmung, das äussere Erscheinungsbild und die Hautfarbe des Kindes visuell zu bewerten, ohne dass wir das betroffene Kind direkt ansprechen müssen.

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Frage 1: Ist die betroffene Person ansprechbar?

Icon Frage 1

Das Bewusstsein ist die Fähigkeit des Menschen, sich räumlich und zeitlich zu orientieren, gezielt und sachlich auf Fragen zu antworten (Wer sind Sie? Welcher Tag ist heute?), auf Reize zu reagieren (Schmerzen, Kälte, Hitze), Bewegungsabläufe durchzuführen und über die Sinne die Umgebung wahrzunehmen.

Erkennen der Bewusstlosigkeit

  • Person reagiert nicht auf lautes Ansprechen und vorsichtiges Rütteln an den Schultern.

  • Die Wachsamkeit ist eingeschränkt, die Person ist nicht weckbar. 

  • Muskulatur ist erschlafft.

  • Bewusstlosigkeit kann mit oder ohne Atmung auftreten.

Ursachen einer Bewusstseinsstörung

Eine Bewusstlosigkeit ist unabhängig von ihrer Ursache grundsätzlich als medizinischer Notfall zu werten. Die Ursachen einer Bewusstlosigkeit sind zahlreich und reichen von einer vorübergehenden Minderdurchblutung des Gehirns bis hin zu schweren Krankheiten und Verletzungen. Eine Bewusstlosigkeit gilt als Zeichen (Symptom) einer körperlichen Gesundheitsstörung.

Gefahren der Bewusstlosigkeit

Als ersthelfende Person ist es primär wichtig eine Bewusstlosigkeit als solche zu erkennen, da in einem solchen Fall eine akute Erstickungsgefahr für die betroffene Person besteht. Natürliche Schutzreflexe wie Husten- oder Schluckreflexe fallen aus, dies kann zur Ansammlung von Körperflüssigkeiten (Blut, Erbrochenes) in den Atemwegen führen. Ausserdem ist die Bewusstlosigkeit durch die Erschlaffung der Muskulatur gekennzeichnet, wodurch die Zunge bei Rückenlage in den Rachenraum fallen und die Atemwege verschliessen kann.

Frage 2: Atmet die betroffene Person normal?

Icon Frage

«3 Wochen ohne Essen, 3 Tage ohne Wasser und 3 Minuten ohne Sauerstoff», ist ein populärer Spruch, um die Wichtigkeit der Atmung zu verdeutlichen. Setzt die Atmung aus, muss sofort gehandelt werden, denn es besteht eine akute Lebensgefahr. 

Finden wir eine bewusstlose Person vor, müssen wir deshalb in einem zweiten Schritt eine Atemkontrolle durchführen. Dazu muss zunächst der Kopf der bewusstlosen Person vorsichtig überstreckt sowie der Mund leicht geöffnet werden, um anschliessend zu beobachten, ob der Brustkorb sich hebt und senkt. Aus Eigenschutz verzichten wir darauf, der Person in den Mund zu fassen. Handelt es sich um eine normale Atmung, ist beim Brustkorb eine regelmässige Bewegung (auf und ab) sichtbar. Bei einer abnormaler, einer sogenannten Schnappatmung, bewegt sich der Mund der betroffenen Person auf und zu, als würde die Person wie ein Fisch an Land «Luft schnappen». Der Brustkorb hebt und senkt sich dabei aber nicht. Anhand der Atmung kann festgestellt werden, ob ein Kreislaufstillstand vorliegt. 

Durchführung der Atemkontrolle

Icon Atemkontrolle 2
Icon Atemkontrolle 1
  1. Kopf überstrecken: Atemwege frei machen, indem der Kopf nach hinten geneigt und der Mund leicht geöffnet wird. 

  2. Beobachtung der Brustbewegung: Die Atemkontrolle geschieht durch Beobachtung der Brustbewegung. Maximal 10 Sekunden beurteilen. Falls keine Hebung und Senkung des Brustkorbes festgestellt werden kann, gehen wir davon aus, dass die Person nicht mehr normal atmet.

Die drei Zustände

Anhand der zuvor erklärten Fragen, kann man drei Zustände der betroffenen Person definieren:

Zustand 1: Ansprechbar

In vielen Notsituationen ist die betroffene Person ansprechbar. Was dann zu tun ist, muss individuell beurteilt und abgeschätzt werden. Viele Dinge machen wir intuitiv richtig. Wichtig ist es, stets offen und klar zu kommunizieren und die Bedürfnisse der betroffenen Person herauszufinden. 

Massnahme: Situationsgerechtes Handeln

  • Betreuen und Beruhigen

  • Person aus der Gefahrenzone bringen

  • Wundversorgung

  • Blutungen stillen

  • Ruhigstellung des verletzten Körperteils

  • Transport ins Spital oder zu einer ärztlichen Fachperson

  • Notruf auslösen

  • usw

Zustand 2: Nicht ansprechbar, mit normaler Atmung

Icon Zustände 2

Reagiert eine Person nicht auf Ansprache und Reize, weist aber eine normale Atmung auf, muss sie in die stabile Seitenlage gebracht werden. Diese Lagerung und die damit verbundene Positionierung des Kopfes soll gewährleisten, dass die Atemwege nicht verschlossen werden. Somit können wir die Gefahr des Erstickens minimieren. Wichtig dabei ist, dass der Kopf und der Mund am tiefsten Punkt liegen, damit Flüssigkeiten herausfliessen können. Aus diesem Grund auch nie einen Pullover oder ähnliches unter den Kopf legen. Bevor die Person in die stabile Seitenlage gebracht wird, sollten getragene Brillen sowie mögliche Druckobjekte in den Hosentaschen entfernt werden.

Massnahmen: 

  • Person aus der Gefahrenzone bringen

  • Stabile Seitenlage

  • Notruf auslösen

Zustand 3: Nicht ansprechbar, mit fehlender oder abnormaler Atmung

Icon Zustände 3

Falls die betroffene Person kein Bewusstsein und eine fehlende oder abnormale Atmung aufweist, müssen wir davon ausgehen, dass sie einen Kreislaufstillstand erlitten hat.

Als Kreislaufstillstand bezeichnet man die nicht ausreichende Sauerstoffversorgung der lebenswichtigen Organe aufgrund mangelnder Blutzirkulation. Es ist eine plötzliche schwere Störung des Herz-Kreislauf-Systems und gilt als akuter Notfall. Ein Kreislaufstillstand kann sich ohne vorherige Anzeichen einstellen. Häufig jedoch gehen ihm ein Herzinfarkt oder eine Herzrhythmusstörung voraus. Es gibt aber auch viele andere Gründe, warum es zum Kreislaufstillstand kommen kann. Unabhängig vom Auslöser muss die betroffene Person so schnell wie möglich Hilfe bekommen, denn schon nach wenigen Minuten mangelnder Blutzirkulation beginnen die Zellen des Gehirns abzusterben. Ersthelfende Personen sollten deshalb unverzüglich nach der Alarmierung mit der Reanimation beginnen. Ein unbehandelter Kreislaufstillstand bedeutet immer den Tod der betroffenen Person. 

Anzeichen: 

  • die Person verliert plötzlich das Bewusstsein und ist nicht erweckbar

  • keine Reaktion auf lautes Ansprechen und Schütteln

  • es kann keine normale Atmung festgestellt werden

  • die Muskulatur ist erschlafft

Massnahmen: 

  • Notruf auslösen

  • Herzdruckmassage & Beatmung

  • Defibrillation